(6) So leicht geht’s: 9 Überschriften-Rezepte

Ansprechende Überschriften sind kurz und inhaltsstark: So viel konnten Sie schon Teil 2 entnehmen. In dieser Folge zum “Schreiben für den Bildschirm” stelle ich Ihnen nun einige einfache Rezepte dazu vor – die natürlich auch auf Papier wirken.

Spicy tricks – Englisch macht Überschriften kurz … und leider für viele Leser unverständlich.

Mit Zauberwörtern leichte Lösungen versprechen

Für den Verstand sagt eine Überschrift, was danach an Inhalt folgt – fürs Gefühl, wie er sich lesen lassen wird:

  • Psychologische Kunstgriffe zur Formulierung von Überschriften

Hätten Sie den Text dieser Folge danach genauso gern gelesen? Bestimmte Begriffe versprechen einfach mehr Spaß:

  1. Schlaumacher wie Tipps, Tricks, Ideen, Strategien, Gründe, Geheimnisse, überraschend, verblüffend, beeindruckend, entdecken, herausfinden
  2. Reichmacher wie Premium, Mehrwert, gewinnen, sparen, effektiv, gratis, garantiert, inklusive
  3. Antwortgeber: Wie … (Sie X erreichen). Warum … (Y die bessere Lösung ist). Wo … (Sie die besten Z finden) etc.
  4. Beschleuniger wie neu, jetzt, sofort, nur kurze Zeit, einmalig, zugreifen, Chance

Weitere Zauberwörter sind die persönliche Anrede (du, Sie) und die direkte Nennung Ihrer Zielgruppe:

  • Wie Sie als Schuhsohlen-Hersteller neue Kunden finden
  • Die besten 10 Einkaufsquellen für Schuhsohlen-Hersteller
  • Erfolg mit Schuhsohlen: 3 Hersteller berichten

Bringen Sie Hinnnkukker ins Spiel

Dosiert eingesetzt, wirken ungewöhnliche Elemente in Überschriften Wunder. Sie unterbrechen das beiläufige Überfliegen; das Gehirn wird versuchen, den Sinn aus dem Kontext zu gewinnen. Natürlich darf das Rätsel nicht zu schwierig sein, und die zugrunde liegende Aussage muss genügend Mehrwert zeigen. Möglichkeiten für diese Technik gibt es jedenfalls einige:

  1. Buchstabenspiele wie verwusste Bedreher, Lauttt-Malerei, sträwkcür Schreiben oder ein Flirt mit dem Druckvelerteufel
  2. Das Unausgesprochene will jeder wissen, wie zum Beispiel …
  3. Widersprechen Sie den Erwartungen oder sich selbst: “Leser verlieren leicht gemacht“. Paradoxe Aussagen wecken eine unwiderstehliche Neugier. Allerdings sollte der Text darauf eingehen und die Umkehrung in der Perspektive schlüssig fortsetzen.
  4. Zeichen setzen – was dem Auge hilft: Vor allem Binnenzeichen wie Gedankenstriche oder Doppelpunkte schaffen eine lesefreundliche Struktur. Auch in Überschriften.

1 Zahl sagt oft mehr als viele Worte

Listen machen nicht nur Inhalte verdaulicher. Sie sind auch ein Versprechen, das in Überschriften wirkt. Der Hintergrund ist, dass wir konkrete, klare Aussagen mögen:

  1. Überschriften mit Zahlen (-angaben) wirken besser als ohne:
    34 % weniger Umsatz bei Ledersohlen
    wird mehr Aufmerksamkeit finden als
    Ein Drittel weniger Umsatz bei Ledersohlen

Auch kleine Zahlen unter 13 sollten in Bildschirm-Überschriften übrigens als Ziffer geschrieben werden: So wird die Botschaft besser aufgenommen.

Oh Sohle mio! – Vorsicht mit Wortspielen: Sie klingen hübsch, sagen aber oft wenig Konkretes.

Sie glauben nie, was der Papst zu dem Thema sagt!

Versündige dich nicht” … könnte er zumindest gesagt haben. Hat er aber nicht. Doch wer ist schon der Papst im Vergleich zu Google? Und Google mag Scheinankündigungen oder “Click-Baiting” (Angeln nach Klicks um der Klicks willen) überhaupt nicht – Ihre Leser übrigens auch. Daher gilt unbedingt:

Hände weg von Täuschungsmanövern und übertriebenem Sensationsgeklingel!

Überschriften sollten ja immer so kurz wie möglich sein. Wie Sie auch echte XXL-Texte für den Bildschirm “verdaulich” gestalten, beschreibe ich in Folge (7).

Bildquelle: pixabay

Der Autor: Michael A. Schmidt entwickelt seit 1994 werbliche Strategien und Inhalte für  digitale Medien – seit 2011 als freier Werbetexter und Kommunikationsberater.
www.freier-texter-frankfurt.de

0 0 votes
Article Rating
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments